Bericht von der Klassenfahrt nach Berlin
Eine Klassenfahrt? Gibt’s das noch? Was ist das überhaupt?
Vielen von uns merkte man schon an, dass so ein längerer „Ausflug“ noch dazu in eine Großstadt schon lange nicht mehr stattgefunden hat. Dementsprechend unklar waren auch die Erwartungen: Von den Schülern war der Hauptwunsch, einen bestimmten Döner in einem bestimmten Stadtteil zu essen, Klassenlehrer Herr Lindheim fragte sich hingegen ständig, ob die Schüler wirklich diszipliniert genug seien für all die Freiheiten, die sie sich wünschten.
Angekommen mit dem ICE, erreichten wir auch bald unser Hostel, das so riesig war, dass wir uns im 7.Stock wiederfanden. Aber darum ging es nicht, denn wir erlebten so viel mehr. Das „Schwarze Haus“ am Eck war unser Tor in die Stadt. Bemalt wie eine Geisterbahn ging es stets die gleichen Treppenstufen hinab, den Gang entlang bis man den Geruch und die Geräusche der U-Bahn schon wahrnahm. Dieses ineinander verschachtelte Netz von U-S- und Trambahnlinien beherrschten bald alle so gut wie der Klassenlehrer - obwohl auch bei dem nicht alles perfekt lief😉. Ein Lieblingsort der Gruppe war der Alexanderplatz, wo wir auch den Fernsehturm für einen Blick von über 200 Höhe hinauffuhren. Anfänglich sorgte bei einigen Schülern für Unmut, dass auch kräftezehrende Programmpunkte für (ihre) Bildung auf dem Plan standen. Der Besuch des Bundestags gehörte sicher hier dazu, der Vortrag im Plenarsaal sowie der Kuppelbesuch. Die Flucht des Klassenlehrers vor seiner Gruppe misslang jedoch, weil es eine Schlange am Aufzug gab. Auch Lehrer müssen sich eben hinten anstellen. Einen kurzen Abstecher zum Currywurst-Restaurant gab es dann immerhin. Die Gemüter beruhigten sich… bevor der Blutdruck des Klassenlehrers beim Blick auf die Uhr wieder anschwoll. Wir waren zu spät für das Gespräch mit MdB Kiesewetter. Naja, fast zu spät. Und durch einen schnellen Check-In ins Paul-Löbe-Haus waren wir sogar auf die Minute pünktlich. Herrn Kiesewetter stellten die Schüler dann interessiert ihre Fragen insbesondere zur drohenden Energiekrise. Detailliert berichtete Herr Kiesewetter auch von seinem Besuch von Präsident Selenskyj in Kiew. Angst habe er als Besucher keine gehabt. Schockiert war er hingegen über die Zerstörungen in den von ihm besuchten Vororten von Kiew. …Dann war das „harte“ Bildungsprogramm für diesen Tag auch schon vorüber.
Annika berichtet vom Verlauf des restlichen Tages: „Am Ku`damm hatten wir 2 Stunden Freizeit, mit denen aber niemand etwas anfangen konnte, außer Herr Lindheim und Frau Mütsch, die sich beide im Hard Rock Cafe neue komische T-Shirts gekauft haben. Nach einer längeren Diskussion sind wir dann zum Tempelhofer Feld weitergefahren, wo Finn und Paul mit den Lehrern Spikeball gespielt haben. Der Rest von uns saß auf der Wiese und hat M&Ms gegessen. Die Rückkehr erfolgte durch die Scooter (E-Roller).“
Aber Stopp: Bitte nicht die megagute Eiseinladung von Frau Mütsch zu ihrem Geburtstag vergessen! Vielen Dank dafür. 😊
Markus schreibt vom nächsten Tag: Am Mittwoch ging die Klasse als Erstes zu Madame Tussauds. Dort machten sie Fotos mit Wachsfiguren. Anschließend fuhren sie zur Agnes Bernauer Straße und sahen sich die Überreste der Berliner Mauer aus der Zeit der Teilung Berlins an. Auch fuhren sie mit Scootern zum Alexanderplatz. Am Abend beschloss ein Teil der Klasse zusammen mit den Lehrern die Eastside Gallery zu besuchen. Auch hier waren die E-Scooter das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Des Weiteren besuchten die Lehrkräfte die kleinste Disco der Welt. Gegen Ende des Abends machte die Kleingruppe einen Abstecher in den Görlitzer Park.
Der aufmerksame Leser stellt fest: Die Schüler schreiben durchaus sachlicher als der Lehrer. 😊 Dieser lässt sich aber nicht beirren und verliert noch ein paar Worte zum Donnerstag. Hier erlebten wir eine - auch von Schülerseite bestätigte – interessante Führung durch das Stasigefängnis Hohenschönhausen. Diese übernahm ein älterer ehemaliger Häftling, der sich „wie die Hauptfigur von Prison Break“ noch sehr gut in seinem eigenen Gefängnis auskannte. Im Jump House wurden dann noch einmal alle Kräfte beim Springen in sämtlichen Variationen mobilisiert, wobei die eigentliche Attraktion ein Boxautomat war: Für den Einwurf einer Euromünze konnte jeder Mann seine Schlagkraft unter Beweis stellen und die 800 Punkte Marke knacken. …Nun war er aber bald da: der letzte Berlinabend. Dazu ein letzter Programmpunkt: Die Disco Matrix. Alle Schüler gingen mit, keiner blieb zu Hause. Und so schubsten, drängelten, verschütteten, tanzten und tasteten wir uns durch die dicht gedrängt stehende Menge, die in diesen Gewölben unter der S-Bahn zusammengekommen war. Lichter blitzten auf, Farben verschwanden oder verbanden sich zu einem großen Wetterleuchten der Eindrücke. Dazu pochte der Rhythmus der Musik, der die Stimme jedes einzelnen in den Sound hineinmischte, alles unter der sicheren Obhut des DJs, der auf einer kleinen Tribüne wie ein Magier die Stimmungen des Publikums aufnahm. Um Null Uhr war dann Schluss.
Hier endet auch mein Bericht zur Berlinfahrt, meine spontanen Erinnerungen zu dieser schönen, aber auch anstrengenden Woche mit der Klasse 9M.
Habe ich etwas vergessen, liebe Schüler? Nun, ja. Den bestimmten Döner in einem bestimmten Stadtteil gab es dann noch am Freitag. Und er schmeckte tatsächlich sehr, sehr gut! 😊